Die "Vorzeit"
Irgendwann fing alles mal, auch der Hang zu Zweirädern mit Motor.
Jetzt, wo ich meine eigene "Motorrad-Historie" hier zusammenschreibe und nach Daten und Bildern recherchiere merke ich, dass im Laufe der Jahre doch eine ganze Menge von Mopeds & Motorrädern unter mir gewesen sind. Lassen wir die ganzen Karren (was zur Zeit meiner Jugend im heutigen Sachsen-Anhalt kein Schimpfwort war) meiner Kumpels mal weg. Dann bleibt eine kleinere interessante Gruppe von Zweirädern übrig, die hier kurz vorgestellt wird.
Chronologisch lässt sich meine "Mopped-Zeit" in zwei doch deutlich voneinander getrennten Blöcken darstellen:
- "Sturm & Drang", etwa 1975 - 1986
- "Wiedereinsteiger" ab 2002
Der Spatz
Bei mir begann alles (nach meiner vielleicht nicht mehr ganz vollständigen) Erinnerung so irgendwann Mitte der 1970-er Jahre.
Der Spatz (SR 4-1) war das erste Modell der "Vogelserie" vom VEB Fahrzeugwerke Suhl. Geübt wurde auf privaten Grundstücken und Wiesen.
Daten:
- Arbeitsverfahren: Zweitakt
- Kolbenhub / Bohrung: 39,5 mm / 40 mm
- Hubraum: 49,6 cm³
- Leistung: 1,7 kW (2,3 PS) bei 5250 U/min
- Getriebe: 2-Gang, Handschaltung
- Max. Drehmoment: 3,5 Nm bei 3500 U/min
- Schmierung: Gemisch
- Kühlung: Fahrtwind
- Leermasse ohne Krafstoff: 62 kg
[Bildinfo: selbst fotografiert, Public domain, via Wikimedia Commons]
In Erinnerung geblieben ist sind die tolle 2-Gang-Schaltung per Hand: Kupplung ziehen und der Griff auf der Kupplungsseite des Lenkers einfach nach oben oder unten drehen. Ach ja und der Vater meines Kumpels war oft "not amused", wenn wir den Tank mal wieder leergefahren hatten und er auf dem Weg zur Arbeit dann stehen blieb. Irgendwie schloss er dann immer irgendwo eine "eiserne Reserve" an Benzin ein und kontrollierte den Stand im Tank lieber mal öfters.
S 50 B
Kurze Zeit später sollte es dann doch ein eigenes Moped sein. Die S-50-Reihe war die direkte Nachfolgeserie der "Vogelreihe". Es gab eine einfache Version S 50 N ohne elektrische Blinker und eben das Modell S 50 B (Blinker).
Daten:
- Arbeitsverfahren: Zweitakt-Ottomotor
- Zylinder: 1
- Hubraum: 49,6 cm³
- Drehmoment: 5,0 Nm bei 4800/min
- Leistung: 3,6 PS bei 5500/min
- Höchstgeschwindigkeit: 60 km/h
- Getriebegänge: 3, Fußschaltung
- Kraftstoff: Zweitaktgemisch 1:50
- Leergewicht: 75 kg
- Sonstiges: Mit Zündschloss und Blinkanlage
[Bildinfo: Brücke-Osteuropa, CC0, via Wikimedia Commons]
Die Originalfarbe weis ich gar nicht mehr. Denn da ging das los was junge Leute heute mit ihren Fahrzeugen immer noch machen: Individualisierung. Ich erinnere mich an:
- Umlackierung auf dunkelrot - matt
- Schutzbleche vorn und hinten gekürzt, was ständig Ärger mit dem » ABV gab.
- Anbau einer Sissy-Bar
- Anbau von irgendwie organisierten Packtaschen
Meine Erinnerungen: geschraubt, was das Zeug hält und einige Mal "langgelegt". Längste Tour: von zu Hause (nähe Halle/S.) in die Nähe von Berlin. Viel auf der Autobahn mit 60 km/h (!). Der Trabbi schaffte ja auch nur 110.
MZ ES 150
OK, war nie wirklich meine eigene. Aber mit 16 wollte man einen richtigen Führerschein fürs Motorrad. Für mich als Schüler bot die » GST genau dieses Möglichkeit. Motorradführerschein und dann noch mit deren Maschinen fahren. Große Auswahl gab es nicht. Die Maschine wurde vom Chef bestimmt. Bei mir war es eine (bereits damals) nicht mehr ganz taufrische MZ ES 150.
Daten:
- Arbeitsverfahren: Zweitakt-Umkehrspülung
- Zylinderanzahl: 1
- Kühlungsart: Luft (Fahrtwind)
- Hub / Bohrung: 58 mm / 56 mm
- Hubraum: 143 cm³
- Leistung: 7,3 kW (10 PS) bei 5800 U/min
- Max. Drehmoment: 13,2 Nm bei 4000 U/min
- Schmierung: Mischungsschmierung 1 : 33
- Schaltung: Fußschaltung links
- Anzahl der Gänge: 4
- Masse (fahrfertig): 112 kg
- Höchstgeschwindigkeit: etwa 95 km/h
[Bildinfo: JaGo15, Public domain, via Wikimedia Commons]
Die alte ES war mehr als nur mein Fahrschulmotorrad. Zu dieser Zeit ging ich zur Oberschule und die allgegenwärtige » GST (etwas zweifelhafter Artikel bei Wikipedia - Stand 2013) eröffnete die Möglichkeit die Fahrerlaubnis zu erwerben und ein bisschen Motorsport zu treiben.
In unserem Fall Geländesport auf den Braunkohlehalden in der Umgebung. Mit Diesem Eisenhaufen!!
MZ ETZ 250
Nach dem Abi war Wehrdienst angesagt und das war weit weg von zu Hause. Um die kurzen Urlaube nicht "in vollen Zügen" zu genießen musste ein Fahrzeug her. Auto?
Ja - nee - klar. Hatte pünktlich zu meinem 18. Geburtstag meine Autobestellung (genauer gesagt die Anmeldung dazu) abgegeben. Hatte also Hoffnung, zehn Jahre später (zum 28. Geburtstag) meinen Trabbi zu bekommen. War aber gerade 20!
Motorräder konnte man aber mit relativ kurzen Wartezeiten erwerben. Also fiel meine Wahl auf eine (damals gerade neu entwickelte) MZ ETZ 250.
Daten:
- Arbeitsweise: Zweitakt-Umkehrspülung
- Zahl der Zylinder: 1
- Hub / Bohrung 65 mm / 69 mm
- Hubraum: 243 cm³
- Kühlung: Luft (Fahrtwind)
- Leistung: 15,4 kW (21 PS) bei 5500..5700 U/min
- max. Drehmoment: 27,4 Nm bei 5200 .. 5400 U/min
- Masse (fahrfertig): 147 ... 151 kg je nach Ausführung
- Anzahl der Gänge: 5
- Höchstgeschwindigkeit: etwa 130 km/h
[Bildinfo: Thargor wetton, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons]
Orginalfotos des Bikes gibt es keine mehr. Hier eine Kurzbeschreibung in Worten:
- Farbe: grün
- Standardausführung (nur Trommelbremsen, ohne Drehzahlmesser)
- Anbauten: zwei Zusatzscheinwerfer, Seitenkoffer (Eigenbau)
Mitte der 1980-er Jahre kam Familienzuwachs, die ETZ wurde durch einen » Trabant 601 ersetzt und das war
das Ende von Teil 1 ...